Interview mit der Regisseurin von Marussia


Als wir nach dem Film den Kinosaal verlassen, bildet sich schon eine lange Schlange vor den Tischen, an denen die Darsteller gleich Autogramme geben werden. Wir stellen uns an und nach mehreren Minuten fragen wir, als sie uns gerade ihre Autogramme geben, ob sie sich für fünf Minuten mit uns unterhalten könnten. Die Regisseurin stimmt lächelnd zu, doch die Hauptdarstellerin braucht ihre Ruhe und möchte uns lieber kein Interview geben.

Generation Reporter: Wie kamen Sie auf die Idee zu diesem Film?

Eva Pervolovici: Ich hatte Marussia kennengelernt, als sie gerade einmal vier Jahre alt war. Zu diesem Zeitpunkt konnte sie leider noch kein Französisch, doch trotzdem spielten wir häufig zusammen. Irgendwann habe ich dann auch ihre Mutter getroffen, wir gingen sofort zusammen Kaffee trinken und sie erzählte mir ihre Geschichte. Ich war tief betroffen von deren Schicksal, sodass ich beschloss einen Film daraus zu machen. Natürlich ist nicht alles identisch, aber das Grundgerüst stammt von deren Geschichte.

Wie haben Sie den Film denn drehen können? Er spielt doch so viel auf den Straßen und in öffentlichen Einrichtungen.

Eva Pervolovici: Für die öffentlichen Einrichtungen, wie zum Beispiel die Obdachlosenunterkunft, brauchten wir Genehmigungen. Auf der Straße konnten wir natürlich einfach so drehen und in der U-Bahn und in der Oper haben wir unerlaubter Weise gedreht, da das sonst viel zu viel Geld gekostet hätte.

Wie lange hat denn der ganze Prozess gedauert?

Eva Pervolovici: Also die Idee dazu kam mir vor 3 Jahren, dann musste natürlich noch das Drehbuch geschrieben und generell alles gut vorbereitet werden. Dann kommen natürlich auch noch die Dreharbeiten dazu. Da Marussia noch so klein ist, konnten wir allerdings nicht so viele Tage hintereinander drehen. Wir haben dann immer zwei Tage gedreht, ein Tag Pause gemacht, drei Tage gedreht und wieder ein Tag Pause gemacht und so weiter. Insgesamt hatten wir dann 44 Drehtage, die sich auf zwei Monate erstreckt haben.

Wie konnte eigentlich Marussia ihren Text lernen? Sie ist doch noch so klein!

Eva Pervolovici: Sie musste ihn nicht lernen. Vor jeder Szene haben wir ihr einmal gezeigt, was sie machen soll und das hat sie dann mehr oder weniger gut umgesetzt.

Wie war es eigentlich für die Schauspielerin der Mutter, Dinara Drukarova, an der Seite eines so jungen Kindes einen Film zu drehen?

Eva Pervolovici: Sie meint, es sei eine ganz tolle Erfahrung gewesen. Bei den Dreharbeiten habe ich selbst gemerkt, dass es eine große Herausforderung ist – nicht nur für die Schauspielerin, auch für das restliche Team – mit so einem kleinen Kind zu arbeiten. Man kann eigentlich nie genau wissen, was sie als nächstes macht. Es passieren total viele unvorhersehbare Dinge, wenn man mit einem Kind dreht. Es ist also einerseits sehr schwer, aber andererseits auch ein sehr schönes Geschenk.

Wie haben Sie eigentlich die Schauspielerin der Mutter gefunden?

Eva Pervolovici: Wir hatten ein sehr langes Casting in ganz Europa und haben uns hunderte von Bewerberinnen angesehen. Schließlich haben wir Dinara Drukarova gefunden, die eine sehr bekannte Schaupielerin in Frankreich ist.

Gibt es denn in Paris viele Obdachlose?

Eva Pervolovici: Das Problem der Obdachlosigkeit ist schon ein Problem. Ich sehe beispielsweise in der Nähe meines Zuhauses immer eine Familie mit drei jungen Kindern, die leider auch obdachlos ist und manchmal auf der Straße schlafen muss. Das finde ich sehr traurig.

Warum hatte der Film denn eigentlich so ein abruptes Ende?

Eva Pervolovici: Es hätte noch die ganze Zeit so weitergehen können, das Leben ist schließlich lang, aber irgendwann muss man dann auch einfach den Schlussstrich ziehen.

Sind Sie das erste Mal in Berlin?

Eva Pervolovici: Oh nein, ich war bereits vor 5 Jahren beim Berlin Campus und habe hier auch schonmal meinen Kurzfilm „Little Red“ gezeigt. Insgesamt bin ich schon zum vierten Mal hier.

Und wie gefällt Ihnen die Stimmung hier?

Eva Pervolovici: Sie ist unglaublich. Uns außerdem liebe ich einfach dieses Kino. Es ist doch wirklich toll: so groß und architektonisch wirklich schön.

Dem können wir nur zustimmen. Wir bedanken uns bei ihr, geben ihr noch einen Flyer von uns mit, da sie sehr interessiert wirkt und verabschieden uns schließlich.

Sarah Gosten

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