Mit der Guest-Managerin im Gespräch


Nachdem wir die organisatorischen Schwierigkeiten in den Griff bekommen hatten - unsere Interviewpartnerin Marie-Christine Knop ist als Guest Managerin schwer beschäftigt -, hatten wir endlich einen Termin vereinbart. Am Samstag nach der 10 Uhr–Vorführung von Kopfüber fahren Johanna, Klara und ich zum Potsdamer Platz, um dort im dreieckigen Gebäude, in dem auch Generation sitzt, ein Interview mit der Guest Managerin zu führen. Wir begleiten Marie-Christine Knop in ihr – wie sie es selbst nennt – provisorisches Büro, das etwas unaufgeräumt wirkt und beginnen mit dem Interview. Sie ist noch sehr jung, daher dürfen wir sie duzen. Schnell bemerken wir, dass sie gerne ausführlich ihre Fragen beantwortet.

Generation Reporter: Wie lange machst du diesen Job schon?
Marie-Christine Knop: Dieses Jahr ist das fünfte Mal, sozusagen seit vier Jahren.

GR: Machst du diesen Job immer nur während der Berlinale?
M-C. K.: Also ich habe so einen ähnlichen Job auch schon einmal bei dem Jugendorchesterfestival und vorher auch schon bei einem Literatur-Festival gemacht. Da bin ich sozusagen reingestolpert und habe dann auf ganz niedriger Basis Rosen verteilt, den Gong geschlagen und Wassergläser auf die Bühne gestellt. An sich mache ich aber das Ganze nur zwei Wochen im Jahr.

GR: Wie bist du denn zu dem Job gekommen?
M-C. K.: Ich habe damals in Augsburg studiert und in München gewohnt und hatte dann die Idee, dass ich unbedingt einmal in Berlin wohnen möchte. Dann habe ich mich in Berlin um ein Praktikum beworben, bei dem Zebra Poesie Festival, das ich dann auch erhalten habe. Parallel dazu lief gerade das eben erwähnte Literatur-Festival. Sie haben noch Mitarbeiter gesucht und da habe ich mir gedacht, dass ich das eigentlich auch noch machen könnte. Dort hatte ich, wie bereits erwähnt, dann die Aufgabe Rosen zu verteilen usw. Meine ganz tolle Chefin dort hat auch für die Berlinale gearbeitet. Ich rief sie im Februar an und ich hatte ganz große Lust bei der Berlinale mitzuarbeiten – was man sicherlich verstehen kann. Das hat dann ziemlich spontan geklappt, was mich sehr gefreut hat.

GR: Was genau ist deine Aufgabe?
M-C. K.: Ich bin im Guest Management tätig. Ich bin immer am Flughafen von 9 – 21.00 Uhr, also 12 Stunden täglich. Wir sind dann sozusagen die erste Anlaufstelle, wenn man am Flughafen ankommt. Wir haben unseren eigenen Counter und kümmern uns dann darum, dass die Leute in Shuttle-Bussen in die Stadt gebracht werden. Wir nehmen sie in Empfang und holen sie manchmal auch von Gate ab mit einem Schild in der Hand und unterstützen auch andere Abholungen am Flughafen, wenn da mal ein Flug verspätet ist – das ist ja alles sehr eng getaktet – oder wenn viel mehr Gepäck kommt, als geplant ist. In solchen Situationen springen wir ein.

GR: Und wen konntest du dadurch alles schon treffen?
M-C. K.: Also natürlich laufen sehr viele vorbei. Das fängt bei Uwe Ochsenknecht an, der einfach nur fragt, ob er sich ein Programm mitnehmen kann, geht dann über Matt Damon weiter, bis hin zu Isabella Rossellini. Die kommen dann dort aus dem Gate raus, meistens sogar ganz normal mit den anderen Passagieren. Sobald sie draußen sind, müssen sie sich dann den ganzen Autogrammjägern stellen, die sie dann belagern.

GR: Hast du denn manchmal auch die Gelegenheit mit den Stars zu reden? Oder laufen die wirklich nur vorbei?
M-C. K.: Manchmal gibt es tatsächlich so eine Gelegenheit. Ich habe so einen Ausweis, dass ich die Leute direkt von Gepäckband abholen darf. Da kümmern wir uns dann natürlich ums Gepäck, aber da hatte ich tatsächlich die Möglichkeit mich mit Isabella Rossellini für 15 Minuten zu unterhalten, weil das Gepäck so lange gebraucht hat. Wenn so etwas passiert, kommt man dann schon mal dazu. Man würde die natürlich nicht zutexten und guckt zunächst, in welcher Stimmung sie sich befinden, dann fragt man, ob alles okay ist und ob man noch irgendetwas regeln muss.

GR: Worüber hast du denn mit Isabella Rossellini dann gesprochen?
M-C. K.: Wir haben über Berlin und über die Berlinale geredet und wie gerne sie hier ist. Dann fragte sie mich, was ich später einmal beruflich machen möchte und ob ich auch etwas mit Film machen möchte. Über solche Dinge haben wir gesprochen.

GR: Was gefällt dir am meisten an diesem Job?
M-C. K.: Generell liebe ich Festivals. Ich mag diese Stimmung, dass auf einmal alles so ein Mikrokosmos ist. Das geht euch vielleicht auch so. Außenrum passiert dann irgendwie nichts mehr. Man ist in diesem Festival und schaut Filme. Wenn man mit anderen Menschen spricht, die nicht an diesem Festival teilnehmen und zum Beispiel ins normale Kino gehen und einfach einen normalen Film gucken, dann kann ich das gar nicht verstehen. Das ist für mich völlig unbegreiflich. Also das mag ich wirklich sehr, sehr gerne an Festivals. Als zweites finde ich es toll, dass dann plötzlich alle am selben Strang ziehen.
Und außerdem bin ich ein kleiner Groupie. Ein Kollege von mir kennt die meistens gar nicht. Dann freue ich mich zum Beispiel total, dass Emma Stone vorbeikommt und er weiß gar nicht, wer das ist. Das kann ich dann gar nicht nachvollziehen. Also berühmte Leute zu sehen, mach mir auch total viel Spaß.

GR: Kriegst du denn auch manchmal Autogramme von den Stars?
M-C. K.: Nein, aber danach würde man auch nicht fragen. Die werden so von den ganzen Leuten, die alle Autogramme haben wollen, belagert. Da würde man so etwas nicht tun. Das wäre unpassend. Man behandelt die Stars als Guest Manager dann nicht auch noch so wie die vielen anderen Groupies, die alle nur auf ein Autogramm aus sind.

GR: Gibt es auch etwas, das dich an dem Job stört?
M-C. K.: Wenn man am zehnten Tag wieder 12 Stunden in Tegel oder Schönefeld sitzt. Das ist man einfach nicht gewöhnt und das ist dann auch echt anstrengend. Aber dass ich diesem Job schon zum fünften Mal mache, zeigt sicherlich, wie viel Spaß mir diese Arbeit hier bereitet.

GR: Gab es denn auch Highlights bisher?
M-C. K.: Also dass ich mich so lange mit Isabella Rossellini unterhalten konnte, war dieses Jahr wirklich toll, weil sie wahnsinnig nett war. Die erste Frage, die sie mir stellte, war: „How did you recognize me?“. Also total uneitel. Das fand ich total toll.
Es gab noch total viele andere Highlights in den letzten Jahren, die kann ich gar nicht alle aufzählen, nur auf eine Sache will ich noch näher drauf eingehen. In der ersten Berlinale hatte ich wahnsinnig viel Pech. Da saßen meine Gäste einfach nie im Flugzeug. Dann stehst du da mit dem Schild in der Hand am Gate, musst die abholen und du wartest und wartest und wartest. Irgendwann sagt dir das Security-Personal, dass das der letzte Passagier gewesen sei und dann wird es sehr anstrengend. Dann musst du das regeln und kommunizieren, ob sie vielleicht irgendwo hängen geblieben sind, ist der überhaupt gar nicht unterwegs und so weiter und so fort. Bei meiner ersten Berlinale als Guest Managerin hätte ich also auch fast einen berühmten Star abgeholt und er saß einfach nicht im Flugzeug. Dabei hatte ich mich schon so gefreut. Deswegen war es für mich dieses Jahr ein Highlight, dass wirklich alle meine Gäste im richtigen Flugzeug saßen.

GR: Hattest du denn dann diese Berlinale überhaupt schon die Zeit einen Film des Festivals anzugucken? Oder warst du einfach bisher zu beschäftigt?
M-C. K.: Also meisten sitze ich echt von 9.00 – 21.00 Uhr am Flughafen. Aber manchmal schaffen wir es dann abends in eine Vorstellung zu gehen, aber dann ist man echt schon ein bisschen kaputt. Es gibt aber für die Mitarbeiter in der Woche danach nochmal so Screenings. Da kann man dann die Filme nochmal sehen.

GR: Bist du eigentlich fest dabei? Also in dem Sinne, dass du nächstes Jahr wieder definitiv dabei bist.
M-C. K.: Also man wird schon gefragt, aber fest ist in der Kulturbranche alles nicht. Aber ich merke schon selber, dass es über die Jahre hinweg Sinn macht, wenn man sich auskennt. Man weiß, wie so ein Flughafen funktioniert. Man weiß, wo „Lost & Found“ ist. Man wird nämlich auch schonmal als Informationsschalte missbraucht. Es kommen einfach alle und fragen irgendetwas. Denen müssen wir dann immer mitteilen, dass wir keine Touristen-Informationsstelle sind. Da ist es schon gut, wenn die gleichen Leute das wieder machen. Man kriegt eine größere Gelassenheit, man hatte die meisten Fälle alle schonmal, man kennt teilweise das Flughafenpersonal. Deswegen ist es wirklich wahrscheinlich, dass man wieder gefragt wird.

GR: Vielen Dank für das Interview!

Sarah Gosten

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